Klimaschutz
Klimakrise

Klimarat: Gute Nachrichten und eine dringende Warnung

Nach der Prüfung der Daten der Treibhausgasemissionen hat der Expertenrat für Klimafragen (ERK) auch gute Nachrichten. Aber auch eine eindringliche Warnung.

25.04.2023 • 08:45 Uhr

Klimarat: Gute Nachrichten und eine dringende Warnung

Deutschland will bis 2030 den Treibhausgasausstoß um mindestens 65 Prozent reduzieren und bis 2045 treibhausgasneutral werden. Da ist die Meldung des Expertenrats für Klimafragen eine gute: Die Treibhausgasemissionen sind 2022 im Vorjahresvergleich insgesamt gesunken. Es wurden 2022 rund 746 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt, gut 15 Millionen Tonnen weniger als 2021. Im Vergleich zu 1990 sind die Emissionen um über 40 Prozent geringer.

Der Expertenrat für Klimafragen (ERK) prüft die durch das Umweltbundesamt jährlich erstellten Daten der Treibhausgasemissionen. Der Rat setzt sich aus fünf unabhängigen Sachverständigen zusammen, Leiter ist Hans-Martin Henning, der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme.

Klimarat: Guter Eindruck relativiert sich

„Es könnte der Eindruck entstehen, dass Deutschland auf einem sicheren Weg ist bei der Einhaltung der Klimaziele", sagte Hans-Martin Henning, der Vorsitzende des Expertenrates, anlässlich des Berichts zur Berechnung der Treibhausgasemissionen. „Dieser Eindruck relativiert sich aber bei einer genaueren Betrachtung."

Laut des Expertenrats für Klimafragen sind die Treibhausgasemissionen in Deutschland 2022 voraussichtlich um knapp 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Zu diesem Gesamtergebnis tragen die einzelnen Sektoren in unterschiedlichem Umfang bei.

Während die Sektoren Energiewirtschaft, Industrie und Landwirtschaft die Sektorzielwerte des Klimaschutzgesetzes jeweils einhalten, gibt es im Gebäudebereich zwar einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, aber immer noch eine leichte Zielüberschreitung um vier Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Eine deutliche Überschreitung der Zielwerte zeigt sich im Verkehrssektor, wo die nach Gesetz zulässige Jahresemissionsmenge um 9,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente überschritten wird. Auch steigen im Verkehrssektor die Emissionen gegenüber dem Vorjahr erneut an.

„Das Emissionsgeschehen im Jahr 2022 war stark von der Energiepreiskrise geprägt. Insbesondere ist die deutliche Zielunterschreitung im Industriesektor im Wesentlichen auf energiepreisbedingte Produktionsrückgänge in der energieintensiven Industrie zurückzuführen und könnte daher von temporärer Natur sein", erklärte Ratsmitglied Barbara Schlomann. Denn wäre das Wirtschaftswachstum nicht gemindert worden, hätte der Ausstoß um neun Millionen Tonnen höher gelegen, betonen die Experten.klimarat2.jpg

Klimarat: Dringender Handlungsbedarf

Der ERK bestätigte den dringenden klimapolitischen Handlungsbedarf insbesondere im Verkehrssektor. Außerdem mahnt er auch für die Zukunft ein wirksames Klimaschutzgesetz an. SPD, Grüne und FDP hatten sich im März im Koalitionsausschuss unter anderem auf eine Lockerung der Klimaschutzregeln verständigt.

„Entscheidend ist, dass die derzeit im Klimaschutzgesetz festgelegte Emissionsmenge kumuliert über das Jahrzehnt nicht überschritten werden darf. Dieser Budgetansatz ist ein zentraler Grundgedanke des Gesetzes", betont die stellvertretende Vorsitzende Brigitte Knopf. „Eine mögliche Aufweichung der ausdrücklichen Ressortverantwortung sowie die verschiedenen Überlegungen zur Änderung des Steuerungsmechanismus im Klimaschutzgesetz erhöhen das Risiko für zukünftige Zielverfehlungen", erklärt Knopf weiter und ergänzt: „Dies ist insbesondere kritisch vor dem Hintergrund unserer schon im Zweijahresgutachten festgestellten enormen Herausforderungen für die Erreichung der Ziele für die kommenden Jahre bis 2030."

Quelle: Bericht zur Berechnung der Treibhausgasemissionen: https://expertenrat-klima.de