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Kaufberatung: Wann lohnt sich ein E-Motorrad

Solltest du in Erwägung ziehen, ein E-Motorrad zu kaufen, dann soll diese Kaufberatung sogleich mit einem Hinweis starten: Beim jetzigen Stand der Technik (zumindest gemessen an dem, was serienmäßig unterwegs ist) sind Elektromotorräder eine pioniermäßige Liebhaberei. Dessen musst du dir bewusst sein! Von den Leistungsdaten her hinken die serienmäßigen Elektromotorräder den konventionellen Verbrennern noch klar hinterher. Die Reichweiten sind oftmals erheblich geringer, insbesondere, wenn du schnell fahren möchtest. Solltest du dich also für ein E-Motorrad entscheiden, dann sollten vor allem idealistische oder vielleicht auch optische Beweggründe dahinterstehen.

22.04.2021 • 10:32 Uhr

Kaufberatung: Wann lohnt sich ein E-Motorrad

200 Kilometer Reichweite sind selten

Schaut man sich den gegenwärtigen Markt für Elektromotorräder an, fällt auf, dass die Reichweiten derzeit noch gering sind. Während diese Probleme bei den meisten neueren Elektroautos heutzutage kaum noch vorhanden sind, sind sie beim E-Motorrad jedoch berechtigt.

Baulich und räumlich bieten Elektromotorräder viel weniger Platz für die in ihnen verbaute Akkutechnologie. Entsprechend langsamer sind Verbesserungen rund um die Erhöhung der Reichweite. Vor allem, wenn von einer typischen Motorrad-Nutzung ausgegangen wird: viel Langstrecke, ausgedehnte Roadtrips und das Ganze gerne auch etwas schneller. Das ist ein Nutzungsschema, bei dem die theoretisch erreichbaren Reichweiten von Elektromotorrädern sehr schnell zusammenschmelzen. 200 Kilometer Langstrecke sind bei einem aktuellen Elektromotorrad selten vorzufinden und wahrscheinlich nur realisierbar, wenn die Fahrweise sparsam ausfällt und die äußeren Bedingungen annähernd optimal sind. Vor allem deswegen zögern noch die meisten Motorradfahrer damit, sich ein Elektromotorrad kaufen zu wollen.

Vor- und Nachteile eines Elektromotorrads

Natürlich hat ein E-Motorrad nicht nur Nachteile. Es gibt bereits diverse, erwägenswerte Vorteile, die ein Elektromotorrad von seinen Gegenstücken positiv abgrenzen:

  • Keine Emissionen – Natürlich hat ein Elektromotorrad keine unmittelbaren Emissionen. Abgesehen vom Reifenabrieb gibt es keine Belastung durch Feinstaub und Mikroplastik. Wird grüner Strom getankt, kommt ein E-Motorrad sehr schnell auf eine bessere Umweltbilanz als ein konventionelles Motorrad.
  • Weniger Wartung und geringerer Unterhalt – Auch beim Elektroantrieb eines E-Motorrads fallen sehr viele bewegliche Teile weg. Dadurch liegen weniger Verschleißteile vor und die Wartungskosten fallen geringer aus. Strom ist zudem weit günstiger als eine reguläre Tankfüllung.
  • Schnellere Beschleunigung – Mit einem Elektromotor kommst du schneller auf Touren. Da dort keine Zündkette eingehalten werden muss, wie es beim klassischen Verbrenner der Fall ist, kann der Motor direkt seine volle Leistung abrufen. Die Beschleunigung spricht schneller an. Zumindest beim Start an der Ampel wirst du also die Nase vorn haben.
  • Gestalterische Freiheit – Bei E-Motorrädern sind ausgefallenere Designs möglich. Da der Antrieb baulich wesentlich übersichtlicher ausfällt, ist mehr Platz für konstruktive Experimente und abgefahrene Applikationen, was sich bereits in einigen sehr extraordinären und futuristischen Designs niedergeschlagen hat. Wenn es dir also um das visuelle Statement geht, können Elektromotorräder sehr viel hermachen.

Solltest du dir ein Elektromotorrad kaufen wollen, musst du dir auch der Nachteile bewusst sein, mit denen die Technologie derzeit behaftet ist:

  • Beschränkte Lademöglichkeiten können einengen – Motorradfahren verkörpert für die Meisten vor allem eines: Freiheit! Dazu gehört auch die Freiheit, relativ ausgedehnt und unbefangen seine Touren planen zu können. Mit einem E-Motorrad wirst du allerdings an die bestehende Ladeinfrastruktur gekettet sein, was deine Möglichkeiten einengt. Du solltest dich deswegen frühzeitig über Lademöglichkeiten auf deiner Tourenstrecke informieren.
  • Ladezeiten können überraschend lange ausfallen – Manch einer möchte meinen, dass ein kleinerer Akku auch schneller lädt, als es beim E-Auto der Fall ist. Dem ist jedoch nicht wirklich so. Auch eine Schnellladung dauert beim E-Motorrad mehrere Stunden, was in Relation zur geringen Reichweite ein echter Störfaktor auf Touren sein kann.
  • Die Reichweite ist die Achillesverse – Bereits bei den bisherigen Nachteilen und im Vorfeld kamen wir auf die geringe Reichweite zu sprechen. Mit einer Reichweite von unter 200 Kilometern vor der nächsten Ladung wird deine Tour besonders bei schnellen Geschwindigkeiten eher kurz ausfallen.

Für wen lohnt sich ein E-Motorrad?

Aus der beschriebenen technischen Konstellation ergibt sich eine unweigerliche Konsequenz: Sollte es dir vorrangig um Speed und um echte Road Trips gehen, ist ein E-Motorrad beim jetzigen Stand der Technik und des Marktes eher nicht für dich geeignet. Zumal die vergleichsweise geringen Reichweiten (gemessen an normalen Motorrädern) auch das Umweltargument schwächen, denn weniger Reichweite heißt auch, dass mehr Strom verbraucht werden muss, um das Motorrad zu laden.

Somit lohnen sich gegenwärtige Elektromotorräder vor allem für Fahrer, die Alltagstauglichkeit auf zwei Rädern wollen. Gut geeignet sind sie auch, wenn du pendelst und die Strecken für ein gewöhnliches Pedelec zu anstrengend oder zu weit sind. Somit bleibt das E-Motorrad eher etwas für jene, die es aus Pioniergeist heraus nutzen wollen oder die einfach die visuellen Aspekte schätzen. Willst du beispielsweise in der City cool unterwegs sein, dabei aber durchaus auch mal die Möglichkeit haben, viel schneller unterwegs zu sein als auf einem S-Pedelec, dann kann sich ein E-Motorrad für dich lohnen.

Welche Kosten kommen auf dich zu?

Positiv ist, dass sich vor allem preislich recht viel auf dem Markt für E-Motorräder getan hat. Einige kleine Hersteller liefern sich hier mittlerweile einen Preiskampf. So gibt es durchaus Modelle, die du für knapp unter 10.000 Euro erwerben kannst. Unter Umständen kannst du dabei mit diversen Fördergeldern, wie sie oftmals von Kommunen, Landkreisen, Städten und Co. gewährt werden, einige Hundert Euro sparen. Die Preisspanne reicht von knapp unter 10.000 Euro bis zu deutlich über 30.000 Euro. Die einzige bislang verfügbare Harley-Davidson mit Elektromotor (LiveWire) kostet beispielsweise um die 33.000 Euro und ist in puncto Reichweite mit 225 Kilometern weit vorne dabei. Allerdings bezahlst du hier auch ein ganzes Stück weit den Namen mit.

Weit günstiger fährst du mit den Modellen der Hersteller, die sich auf Elektromotorräder spezialisiert haben. Vergleichsweise hochwertige Elektromotorräder von Energica und Zero sind bereits um die 20.000 Euro zu haben. Und solltest du auf den Retro-Look stehen, dann ist ein schwedisches Regent No.1 Elektromotorrad, inspiriert vom klassischen Yamaha Look, schon für wenig mehr als 10.000 Euro drin.

Worauf ist bei einer Testfahrt zu achten?

Solltest du ein E-Motorrad kaufen wollen, gilt dasselbe wie auch beim normalen Motorrad: Kein Kauf ohne Testfahrt! Ein Motorrad muss vor allem in Größe und Gewicht zum Fahrer passen. Je größer und schwerer der Fahrer bzw. die Fahrerin, desto größer sollte auch die Maschine ausfallen, denn ein zu kleines Motorrad wird immer einengend und unbequem sein. Ein zu großes Motorrad wird sich hingegen sperrig, schwerfällig und schwer beherrschbar anfühlen.

Da gerade für Motorradfahrer Verkehrssicherheit extrem wichtig ist, sollten hier keine Kompromisse gemacht werden. Das bedeutet für dich, dass du dich auch nicht von einer Maschine blenden lassen darfst. Egal, wie gut sie dir optisch gefällt und wie sehr dir Ausstattung und Technik auf dem Papier zusagen: Sollte es in der Probefahrt nach einigen Minuten nicht passen, dann ist die Maschine auch nichts für dich. Gerade Neulinge denken häufig, dass etwaige Unbequemlichkeiten sich nach einer Eingewöhnung ergeben. Das ist meist falsch! Was nach Minuten bereits negativ auffällt, wird nach mehreren Stunden nicht besser. Erst, wenn das Motorradfahren organisch und ohne lästige Störimpulse gut von der Hand geht, passt das Motorrad wirklich. Lass dir insofern also auch nichts aufdrängen und halte dich an seriöse Fachhändler, die Probefahrten gewähren und aufrichtig beratend zur Seite stehen.

Quellen

https://www.motorradonline.de/elektro/marktueberblick-elektromotorraeder-deutschland-e-roller/

https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/zweirad/motorrad-roller/kauf-verkauf/elektromotorraeder/

https://motorradexperten.de/elektromotorrad-test/

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