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Flugscham – setzt ein Umdenken bei Flugpassagieren ein?

Es scheint, dass die Schweden beim Thema Klimawandel und Ökologie mal wieder ganz vorne mit dabei sind. Im Heimatland Greta Thunbergs wurde von schwedischen Journalisten 2018 ein neues Wort geprägt. Die Rede ist von Flygskam, zu deutsch Flugscham. Doch was genau bedeutet der Neologismus? Unter Flugscham versteht man das Unbehagen, das mittlerweile immer mehr Menschen befällt, wenn sie ein Flugzeug nutzen. Inzwischen ist den meisten klar geworden, dass Flugreisen eine enorme Umweltbelastung darstellen und zwischen zwei und fünf Prozent zum weltweiten CO2-Ausstoß beitragen. Umweltaktivisten verwenden den Ausdruck Flugscham, um Menschen dazu zu bewegen, weniger zu fliegen.

20.05.2021 • 15:23 Uhr

Flugscham – setzt ein Umdenken bei Flugpassagieren ein?

Vorbild Schweden

Zumindest in Schweden hat ein Umdenken bei vielen Reisenden eingesetzt, und die Auswirkungen der Flugscham sind bereits erkennbar. Die schwedische Eisenbahn vermeldet einen deutlichen Zuwachs an Reisenden, genauso wie die Campingplätze des Landes, weil viele Schweden sich für einen Urlaub im Heimatland entscheiden. Auch einige schwedische Firmen und ihre Mitarbeiter verzichten zum Beispiel auf Kurzstreckenflüge.

In Deutschland scheint dieser positive Effekt noch nicht wirklich angekommen zu sein, meldeten doch deutsche Flughäfen wie beispielsweise Düsseldorf im Herbst 2019 neue Rekordzahlen an Passagieren. Durch die Coronakrise sank die Zahl der Flugreisen zwar deutlich, doch im Zuge der geplanten oder bereits erfolgten Lockerungen steigt die Zahl wieder.

Im Vergleich zu 2019 ging der CO2-Ausstoß durch Flugzeuge aufgrund der Coronabeschränkungen deutlich zurück – gut für die Umwelt. Um diesen positiven Effekt beizubehalten und sogar noch zu verstärken, sollten wo möglich Flugreisen vermieden werden.

Alternativen zum Flug gibt es durchaus

Gerade Kurzstreckenflüge sind zwar bequem, für die Umwelt aber eine enorme Belastung. Bist du geschäftlich viel unterwegs, kannst du versuchen, auf die Bahn auszuweichen. Corona hat außerdem gezeigt, dass viele Geschäftsreisen und Meetings auch vermieden werden beziehungsweise genauso gut durch Videokonferenz aus dem Home Office ersetzt werden können. Dies hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Umwelt ist, sondern senkt auch eure Reisekosten, erst recht bei Überseereisen.

Statt sofort und ausschließlich an das Flugzeug als Verkehrsmittel Nummer 1 zu denken, solltest du auf Bahn, Bus oder das Auto ausweichen. Hierbei bietet dir vor allem der Zug einige Vorteile.

Für eine Bahnfahrt reicht es, ein paar Minuten vor Abfahrt am Gleis zu stehen. Du musst nicht wie am Flughafen stundenlang vorher da sein, etwa weil du deine Koffer aufgeben musst. In der Bahn kannst du dich relativ frei bewegen und dir die Beine vertreten oder dich gelassen zurücklehnen, weil du dich nicht aufs Fahren konzentrieren musst. Die Zeit kannst du nutzen um zu schlafen, lesen oder auch entspannt arbeiten.

Auch das Warten auf dein Gepäck nach der Ankunft entfällt. Du kannst einfach deine Sachen nehmen und aussteigen. Und solange du deinen Koffer noch tragen kannst, ist es egal, wie viel er wiegt – für Übergewicht musst du nicht – wie bei Flugreisen üblich – draufzahlen.

Wie kannst du deinen Urlaub umweltfreundlich planen?

Du stellst es dir vielleicht sehr kompliziert vor, doch im Grunde ist es ganz einfach. Das fängt schon bei kleineren Reisen an, denn auch hier kannst du sehr viel tun.

  • Plane deine Kurztrips unter 1000 Kilometer mit Auto, Bahn oder Bus
  • Falls eine Flugreise unausweichlich ist, nutze Direktflüge, damit du nur einmal fliegen musst
  • Weniger Gepäck bedeutet weniger Emissionen beim Fliegen
  • Economy-Class ist umweltschonender
  • Auf “grüne” Airports achten

Steige öfter aufs Rad, um zur Arbeit zu fahren oder für einen Trip in die Stadt. So sparst du Sprit, hast Bewegung und verringerst deinen CO2 Fußabdruck.

Trotz Flugscham fliegen

Hast du trotz aller guten Alternativen manchmal keine andere Wahl als das Flugzeug zu nutzen, kannst du trotzdem etwas tun, um dein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, deinen durch einen Flug verursachten CO2-Verbrauch zu kompensieren. Du meldest dich bei einem Anbieter online an, der den CO2-Ausstoß errechnet. Kompensieren kannst du deine Emissionen, indem du den entsprechenden Betrag zahlst, der von einem Emissionsrechner ermittelt wird. Dieses Geld wird dann in Klimaschutzprojekte weltweit investiert.

Wenn du mehrmals im Jahr verreisen willst oder musst, plane so weit wie möglich ohne Flug und suche Alternativen. Und wenn du doch fliegen musst, suche dir Airlines, die Wert auf umweltfreundliches Fliegen legen. Nähere Informationen darüber findest du unter umweltfreundlichste Airlines.

Ist fliegen wirklich so schlimm?

Ein langer Flug kann bis zu mehr als vier Tonnen Treibhausgas ausstoßen. Das ist eine ganze Menge und schadet nicht nur der Atmosphäre. Die ganze Welt leidet darunter: Das Ozon wird vermehrt und die Erderwärmung steigt und steigt.

Schmelzende Polkappen, unnatürlich warme Winter, zu wenig Regen und vieles mehr sind die Folge. Natürlich kannst du weiterhin mit dem Flieger in den Urlaub reisen, doch denke immer daran, dass dein ökologischer Fußabdruck sich bemerkbar macht!

Quellen

https://www.sueddeutsche.de/reise/flugscham-schweden-deutschland-1.4649460

https://reisetopia.de/kolumne/lasst-uns-reden-flugscham

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