Comeback der Brennstoffzelle: Warum Le-Mans-Veranstalter ACO beim 24-Stunden-Klassiker ab 2024 auf Wasserstoff setzt

In der Automobilindustrie wurde es zuletzt erstaunlich ruhig um die Brennstoffzelle. Feiert der Wasserstoff-Antrieb ausgerechnet im Motorsport sein großes Comeback?

16.12.2020 • 11:02 Uhr

Comeback der Brennstoffzelle: Warum Le-Mans-Veranstalter ACO beim 24-Stunden-Klassiker ab 2024 auf Wasserstoff setzt

Danach sieht es jedenfalls aus. Mit der "HYRAZE League" (HYdrogen RAcing Zero Emission) soll 2023 eine Rennserie starten, die komplett auf Wasserstoff setzt. Hinter dem Projekt steckt die HWA AG, bis 2018 verantwortlich für die DTM-Einsätze von Mercedes-Benz. Ebenfalls mit an Bord: Unter anderem der ADAC, der Deutsche Motorsport Bund (DMSB) und Automobilzulieferer Schaeffler.

LMP1-Hybrid bekommen „grüne Konkurrenz“

Und mit dem „Automobile Club de l´Quest“ (ACO) wagt sich ein weiteres Dickschiff in den Brennstoffzellen-Motorsport. Der Veranstalter des legendären 24-Stunden-Rennens von Le Mans will 2024 eine eigene Wasserstoff-Klasse beim Motorsport-Marathon an der Sarthe starten lassen.

Dazu hat sich der ACO mit dem Technologie- und Motorsport-Unternehmen GreenGT zusammengetan, das bereits 2012 mit der Entwicklung eines Brennstoffzellen-Rennwagens begann. Zusammen mit dem Mineralölunternehmen Total und dem Reifenhersteller Michelin feilen die Macher unter dem Namen „Mission H24“ an der neuen Le-Mans-Prototypen-Klasse.

Anders als viele Kritiker der Brennstoffzelle, die der Technologie für die Zukunft von Pkw keine Chancen gegenüber Batteriespeichern (BEV) einräumen, sieht die Initiative großes Potenzial: Die Elektro-Wasserstoff-Technologie sei sicher, zuverlässig, und stelle „einen der Schlüssel für den ökologischen Wandel der Transportindustrie“ dar.

Neuer Wasserstoff-Renner mit 550 kW

Der erste Le-Mans-Prototyp (LMP) mit Brennstoffzelle wurde 2018 als „LMP H2G“ vorgestellt. Bereits 2014 spulte der von GreenGT entwickelte H2 seine ersten Testkilometer ab. Im September 2020 stellte Mission H24 im Rahmenprogramm des 24-Stunden-Rennens den neuen Prototypen „H24“ vor – nach eigenen Angaben „technologisch weiterentwickelt und schneller als der aktuelle LMPH2G“.

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Im Interview mit „Automobil-Industrie“ präzisierte Jean Michel Bouresche, Direktor von „H24Racing“, der H24 sei 130 Kilogramm leichter als sein Vorgänger. Bei 17.000 Umdrehungen pro Minute soll der elektrische Antriebsstrang 550 kW leisten.

Die neue „Wasserstoff-Kategorie“ soll sowohl 2024 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans als auch in der World Endurance Championship (WEC) eingeführt werden. Laut Bernard Niclot, Innovation Manager bei Mission H24 und früher bei der FIA Technischer Direktor, sollen die Brennstoffzellen-Renner nicht in einer eigenen Serie starten. Vielmehr starten sie zusammen mit dem LMP1, LMP2 und LMGTE. „Sie müssen sich also an anderen Antriebstechnologien messen lassen. Das ist schon immer die Philosophie der 24 Stunden von Le Mans“, betont Niclot.

Grüner Wasserstoff verpflichtend

Klar ist auch schon jetzt, dass die Rennwagen der Wasserstoff-Kategorie verpflichtend zu 100 Prozent mit grünem Wasserstoff fahren sollen. „Die Autos“, so Niclot, „werden sich zum Beispiel bei der Brennstoffzelle unterscheiden. Einige teure Teile wie Wasserstofftanks könnten in allen Fahrzeugen als Gleichteil zum Einsatz kommen.“

Der Schritt zu umweltfreundlichen Racing-Formaten ist nach Meinung von Niclot unausweichlich: „Der Motorsport muss sich erneuern und bei Klimaneutralität und Null-Emissionen vorausfahren. Vor allem aber muss er die Entwicklung und den Einsatz dieser Technologien beschleunigen. In Le Mans beginnt das mit der Kategorie „Zero Emission Valley“ – inmitten des traditionellen Feldes aus Hypercars, LMP2 und GTs.“