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Alles rund um den E-Bike-Motor

Ein maßgeblicher Faktor für das Fahrverhalten eines E-Bikes ist sein Motor. Gewichtsverteilung, Antriebsdynamik und die realisierbaren Schaltsysteme hängen allesamt davon ab, was für eine Art von E-Bike-Motor verbaut wird. Insofern verwundert es auch nicht, dass in bestimmten Preisklassen sowie Arten von E-Bikes diverse Motor-Varianten bevorzugt eingesetzt werden. Doch was für Motoren gibt es überhaupt? Was sind ihre Eigenheiten? Und welche Marken gibt es? Näheres dazu Folgenden.

15.04.2021 • 13:12 Uhr

Alles rund um den E-Bike-Motor

Frontantrieb – Der Günstige

Frontmotoren werden am Vorderrad verbaut und treiben es an. Damit wird dein E-Bike quasi zum „Allrad“-Vehikel. Denn das Hinterrad treibst nach wie vor du mit der Kraft deiner Beine an. Gleichzeitig treibt der Motor das Vorderrad an. Das ist natürlich eine Riesenumstellung beim Fahrverhalten. Und das nicht nur, weil plötzlich das Vorderrad mit antreibt, sondern weil zusätzliches Gewicht in diesem Bereich die Lenkung beeinflusst. Nachteilig ist dabei außerdem, dass der Motor vor dem Schwerpunkt sitzt und das durch ihn angetriebene Vorderrad somit latent zum Durchdrehen neigt, was natürlich Effizienzverluste bedeutet.

Das ist zwar kein alleiniges Ausschließkriterium, erklärt aber durchaus, warum der Frontmotor eher selten vorkommt und wenn fast nur im Bereich günstiger E-Bikes bzw. günstiger Nachrüstsätze. Der tendenziell niedrige Preis ist aber nicht nur dadurch bedingt, dass der Frontmotor das vermeintlich hässliche Entlein unter den E-Bike-Motoren ist. Tatsächlich hat er einen großen wirtschaftlichen Vorteil: Da er am Vorderrad angebracht ist, gerät er mit der Gangschaltung und dem Bremssystem nicht in Konflikt. Dadurch hat der Frontmotor die größtmögliche Kompatibilität zu bestehenden Brems- und Schaltsystemen, die somit nicht auf ihn zugeschnitten werden müssen.

Heckantrieb – Der Geheimtipp

Nicht ganz so kompatibel, aber dafür weniger nachteilig für das Fahrverhalten eines E-Bikes und energetisch effizienter ist der E-Bike-Heckmotor. Dieser bringt seine Power direkt auf das antreibende Hinterrad, sodass der Schub wie gewohnt von diesem ausgeht. Vor allem aber bringt er die Kraft sehr schnell auf die Straße, da Beine und Motor dasselbe Rad antreiben. Das ist für die meisten Radfahrer intuitiver und resultiert in einem spritzigen Fahrerlebnis. Da der Heckmotor dem Schwerpunkt auch deutlich näher ist, neigt das Hinterrad weit weniger zum Durchdrehen. Das bedeutet nicht nur einen Effizienzgewinn gegenüber dem Frontmotor. Es bedingt auch, dass eine Energierückgewinnung bei Bremsvorgängen mit einem Heckmotor am besten umgesetzt werden kann.

Wirklich zwingende Nachteile hat der Heckmotor kaum. Einzig und allein dass er nicht ganz so modular wie der Frontmotor ist, ist ein kleiner Nachteil. Zwar ist auch ein Heckmotor mit diversen Schalt- und Bremssystemen kompatibel – aber eben nicht mit allen (so wie es beim Frontmotor der Fall ist). Außerdem ist nun auch ein Radwechsel des Hinterrads etwas komplizierter, da der Motor in diesem Bereich über Kabel angesteuert wird. Doch ansonsten ist der Heckantrieb beim Fahrverhalten, Spritzigkeit und möglicher Energierückgewinnung klar überlegen.

Mittelmotor – Der Populäre

Die meisten E-Bikes werden mit Mittelmotor – oder genauer gesagt: mit Tretlagermotor – geliefert. Er ist bei weitem der am meisten genutzte Motor und macht rund 80 Prozent Marktanteil aus. Sein buchstäblich zentraler Vorteil besteht darin, dass er durch seine Lage im Tretlager direkt Power auf die Kurbel und somit auf die Pedale abgibt. Dadurch kann er nicht nur flexibel auf das Fahrverhalten reagieren (was diverse Fahrprogramme leichter umsetzbar macht). Er bringt seine Energie genau dort aufs Tableau, wo sie man meisten gebraucht wird. Ein Mittelmotor kann somit die wohl deutlichste Entlastung bieten.

Trotz seiner Popularität und seines baulichen Standortvorteils hat der Tretlagermotor durchaus auch Nachteile. Der motorisierte Antrieb beansprucht die Kette diese und verstärkt die Ritzel der Kettenscheiben, was in diesem Bereich mehr Verschleiß bedeutet. Auch ist ein Mittelmotor tendenziell lauter als ein Frontmotor oder ein Heckmotor. Ferner limitiert ein Tretlagermotor, wie viele Gänge das E-Bike maximal haben kann. Denn durch seine Lage im Tretlager bleibt dort kaum Platz für mehr als eine Kettenscheibe.

Welche Hersteller/Marken gibt es?

Die Motorisierung von E-Bikes hat neben traditionellen Fahrradherstellern, vor allem erfahrene Motorbauer wie Bosch, Yamaha und Co., auf den Plan gerufen. Diese versorgen den Markt mit Motoren und liefern sich mittlerweile auch ein kleines technologisches Rennen, um diverse Bereiche besser zu bedienen als die Konkurrenz. Wir verschaffen einen kleinen Überblick über die prominentesten Player und wie diese derzeit am Markt vertreten sind.

Bosch E-Bike-Motoren

Bosch hat seine Erfahrungswerte in Sachen Kleinmotoren bislang sehr gut auf den E-Bike-Markt ummünzen können und ist dort recht schnell zu einem Marktführer gereift. Ein Bosch E-Bike-Motor ist gewissermaßen die qualitativ verlässliche Option für alle. Bosch richtet sich gezielt an den Massenmarkt. Zumal die E-Bike-Hersteller einen Bosch-Motor auch gerne als Marketinginstrument aufgreifen. Bosch-Motoren sind vor allem bei Trekking-E-Bikes und City-E-Bikes beliebt. Allerdings liefert Bosch durchaus auch die eine oder andere leistungsstärkere Variante, die auch für E-Mountainbikes genug Power liefert. Doch in gewissen Nischen haben andere Hersteller die Nase vorn. Zumal das geschlossene System von Bosch teilweise die Integration für die Produzenten erschwert. Dafür bietet Bosch aber auch jede Menge zusätzliche Peripheriesysteme wie Display und passende Akkus an.

Brose E-Bike-Motoren

Der Berliner Hersteller Brose geht einen anderen Weg als Bosch und hat sich bislang als kleiner, aber feiner Innovator erwiesen. Sie bieten ihre Motorsysteme vollkommen offen an und überlassen es den Herstellern, wie sie die Motoren in ihre E-Bikes einbinden wollen. Das gewährt ihnen ein höheres Maß an Flexibilität. Dafür gibt es im Umkehrschluss aber auch weniger vorgefertigte Systemlösungen, wie sie beispielsweise Bosch oder Panasonic anbietet.

Fazua E-Bike-Motoren

Ein weiterer deutscher Hersteller im Bereich der E-Bike-Motoren ist Fazua aus München. Dieser ist allerdings ganz auf sportliche Modelle spezialisiert – besonders auf E-Road-Bikes und E-Gravel-Bikes. Die Produktphilosophie besteht beim Fazua E-Bike-Motor darin, dass dieser so viel wie nötig und so wenig wie möglich leisten soll. So bleibt das vertraute, sportliche Fahrgefühl erhalten. Der Motor unterstützt nur diskret im Hintergrund. Das ist vor allem für ältere Sportler und Sportlerinnen interessant, die eine gewissen Fahrdynamik nicht missen wollen. Aber auch alle, die von einer Verletzung zurückkehren und ihr Training wieder aufnehmen wollen, können daraus einen echten Nutzen ziehen. Und nicht zuletzt kann ein solcher Motor als Verstärker für Fahrgruppen dienen, in denen die Leistungsstände voneinander abweichen.

Panasonic E-Bike-Motoren

Panasonic geht strategisch einen ähnlichen Weg wie Bosch und bietet für diverse Marktsegmente ganze Antriebssysteme an. Herzstück dieser Systeme sind die von Panasonic entworfenen GX Motoren, die sich in unterschiedlichen Abstufungen an unterschiedliche Segmente richten. Angefangen über den GX Power (60 Newtonmeter), über den GX Power Plus (75 Newtonmeter) bis hin zum GX Ultimate (90 Newtonmeter). Die Variante Ultimate kommt mitunter in S-Pedelecs zum Einsatz.

Shimano E Bike Motoren

Als unumstrittener Marktführer im Bereich der Schaltsysteme ist Shimano unter Fahrradfahrern schon lange eine vertraute und etablierte Größe. Seit 2010 mischt Shimano auch auf dem Markt für E-Bikes mit – allein von S-Pedelecs hat Shimano bislang die Finger gelassen und bleibt somit dem Fahrrad treu. Nun mit Motor. Und da hat Shimano seine in knapp 100 Jahren gewonnene Erfahrung voll in die Waagschale geschmissen. So bietet Shimano komplette Antriebssysteme für E Bikes unterschiedlicher Art – vom City Bike bis hin zum High End E Mountainbike und vom Motor, über Sensortechnik bis hin zum Display. Diese zeichnen sich durch das aus, was bereits bei Lösungen für Fahrräder Shimanos Stärke war: Effizienz und Kompaktheit werden bestmöglich vereint. So ist der Shimano EP8 leistungsstark und zugleich leicht wie kaum ein anderer Motor.

Yamaha E Bike Motoren

Was motorisierte Zweiradtechnik anbelangt, ist Yamaha vor allem für seine Motorräder bekannt. Allerdings hat Yamaha auch schon kleine Motor für Pocket Bikes und Co. entworfen. Insofern verwundert es nicht, dass Yamaha schnell zur Stelle war, als der Markt für E Bike Motoren sich auftat. Dort bietet Yamaha nun kraftvolle Motoren an, denen man ihre Herkunft aus der Motorradschmiede anmerkt. Allerdings auch deshalb, weil sie immer ein bisschen schwerer zu sein scheinen als die Konkurrenz. Dafür ist der Software Support beachtlich. Und auch die Kompatibilität mit diversen Akkusystemen kann sich sehen lassen. Yamaha Motoren sind vor allem bei sportlichen E Mountainbikes beliebt.

Quellen

https://ebike-news.de/e-bike-motoren-ratgeber-vergleich-der-systeme/

https://e-bike-test.org/e-bike/ebike-kaufberatung/energieruckgewinnung-rekuperation-ebikes/

https://efahrer.chip.de/e-bikes/panasonic-e-bike-motoren-unterschiede-leistung-und-preis_103823

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